Griechenland ist mit seinen weißen Stränden, türkisblauem Meer, begrünten Felsenlandschaften und einsamen Buchten eines der beliebtesten Reiseziele. Auch kulturell hat das Land sehr viel zu bieten. Der Tourismus in Griechenland boomt, vor allem nach der Wirtschaftskrise und dank der billigen Preise. Rund 30 Millionen Urlauber kommen jährlich nach Griechenland und es werden jedes Jahr etwa zwei Millionen mehr. Um die Einwohner, Natur und Kultur Griechenlands vor dem Massentourismus zu schützen, gibt es bereits zahlreiche Projekte und Initiativen in Teilen des Landes, die für einen nachhaltigeren, sanften Tourismus sorgen. Was Griechenland bereits unternimmt und was Ihr in Eurem Urlaub beachten könnt, um Euren Teil für ein sanftes Griechenland beizutragen, erfahrt Ihr jetzt.
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Massentourismus in Griechenland
In Griechenland leben rund 10,7 Millionen Menschen. Das bedeutet: Derzeit kommen auf jeden Einwohner drei Touristen. Immer mehr Gäste kommen nicht nur aus Europa, sondern auch aus ferneren Ländern wie China oder den USA angereist. Der Individualtourismus dringt mittlerweile in jede Ecke Griechenlands vor. Das ist gut für die Wirtschaft, denn: etwa zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes wird durch den Tourismus gewonnen. Doch der Massentourismus hat auf Dauer negative Auswirkungen auf die Umwelt und das Wohlbefinden der Einheimischen. Und jetzt mal ehrlich: Sich im Urlaub in der Hochsaison wie die Sardinen am Strand aneinander zu reihen, macht doch auch keinen Spaß. Das finden auch viele Griechen und engagieren sich, um den Tourismus nachhaltiger und schonender zu gestalten. Beim sanften Tourismus geht es vor allem darum, so wenig auf die Umwelt einzuwirken wie möglich. Das bedeutet für Euch vor allem, dass Ihr Euch der Kultur des bereisten Landes anpasst und den Ort ohne angerichteten Schaden wieder verlasst.
Maßnahmen für ein nachhaltiges Griechenland
Griechenland hat schon vor Jahrzehnten damit angefangen, Schritt für Schritt verschiedene Maßnahmen zu ergreifen, sowie Regeln und Verbote einzuführen, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten.
- Seit Januar 2018 gibt es die Touristensteuer in Griechenland. Touristen zahlen für eine Übernachtung im 1* und 2* Hotel 0,50 Euro pro Nacht. Im 3* Hotel sind es 1,50 Euro, im 4* Hotel drei Euro und in 5* Hotels vier Euro. Das eingenommene Geld wird dazu genutzt, die Städte und Straßen sauber zu halten oder wird in Umweltprojekte investiert.
- Im Jahr 2017 begrenzte die Insel Santorin die Anzahl der Kreuzfahrttouristen, die pro Tag von Bord gehen dürfen auf 8.000 Menschen. Eine immer noch wahnsinnig hohe Zahl. Da Kreuzfahrten immer beliebter werden, könnten solche Maßnahmen in Zukunft vielleicht öfter der Fall sein, um Menschenmassen auf den Straßen zu vermeiden.
- Derzeit wird überlegt, wie die Hauptsaison auf Griechenland weiter ausgedehnt werden kann und was getan werden muss, damit die Nebensaison attraktiver wird. Griechenland erhofft sich, dass sich dadurch die Urlauber mehr verteilen und keine Menschenmassen mehr das Land stürmen.
- Es gibt immer mehr Direktflüge aus außereuropäischen Ländern, beispielsweise von Peking nach Athen. Direktflüge verbrauchen insgesamt weniger Treibstoff als zwei Flüge mit Zwischenstopp, auch wenn sie insgesamt die gleiche Strecke zurück legen.
Nachhaltige Reiseziele
Die beliebtesten Reiseziele in Griechenland sind auf jeden Fall Santorini, Mykonos, Kreta, Rhodos und Korfu. Aber nicht alle davon sind auch wirklich nachhaltig, erst Recht nicht in der Hochsaison. Auf Rhodos beispielsweise kommt es öfter mal zur Wasserknappheit, von einer nachhaltigen Anpassung an die Gegebenheiten vor Ort kann hier definitiv nicht die Rede sein. Mülltrennung, Kläranlagen und erneuerbare Energien sind auf der Insel eher Fremdwörter. Auch wenn – wie auf Rhodos – in vielen Teilen Griechenlands noch einiges getan werden muss, gibt es dennoch bereits einige Inseln und Orte, die schon seit Jahrzehnten etwas unternehmen und versuchen, einen nachhaltigen Tourismus zu ermöglichen. Wo Ihr die nachhaltigsten Reiseziele in Griechenland findet, erfahrt Ihr jetzt.
Kreta
Die sehr beliebte und größte Insel in Griechenland ist definitiv ein Vorbild für den sanften Tourismus. Abseits der Küsten, im hügeligen Hinterland und Hochgebirge sind zahlreiche kleine Öko-Hotels und Pensionen entstanden, die für nachhaltigeren Tourismus sorgen. Ein Hotel kümmert sich sogar nicht nur um das Wohl der Gäste, sondern auch um den Tierschutz auf der Insel und versorgt Streunerkatzen. Viele Bauern haben auf ökologischen Olivenanbau umgestellt und produzieren Öl in Bio-Qualität. Auf Kreta wird Glas ausschließlich nur noch aus recyceltem Glas hergestellt. Teile der Innenstadt Iráklios wurden bereits schon 2007 für Autos gesperrt.
In dem einst verlassenen Dorf Miliá auf Kreta haben zwei Griechen das Mountain Retreat aufgebaut. Insgesamt werden 16 schlichte Zimmer in nachhaltigen Natursteinhäusern mit vielen Holzelementen angeboten. Die Häuser wurden renoviert, ausgebaut und modernisiert. Strom wird über Solaranlagen und Windenergie gewonnen, geheizt wird über Holzöfen und Kamine. Miliá ist beinahe autark, denn: Trinkwasser, Olivenöl, Käse, Eier und Brennholz werden direkt am Hang gewonnen.
Lipsi
Vorreiter für nachhaltigen Tourismus in Griechenland ist die 16 Quadratkilometer große Insel Lipsi. Bereits 1988 legte die Gemeinde fest, dass keine Hotels mit mehr als 60 Betten eine Baugenehmigung erteilt bekommen. Dafür verdienen die Einwohner Lipsis mit der Vermietung von privaten Studios etwas Geld dazu und die Räumlichkeiten stehen nicht unnötig leer. Auf Lipsi wird zudem Müll getrennt, was in Griechenland sonst eher selten geschieht. Am Strand werdet Ihr keine Sonnenschirme oder Liegestühle finden. Wer im Schatten liegen will, muss sich einen Baum suchen. Allgemein werden auf der Insel nur umweltfreundliche, natürliche Aktivitäten angeboten. Schwimmen, Schnorcheln, Mountainbike fahren und Wandern, kann und darf man hier überall. Die Restaurants greifen vor allem auf lokale und saisonale Produkte zurück. Zudem wird auf der Insel leckerer Rotwein angebaut und hauptsächlich regional verkauft.
Alonnisos
Die rund 1.600 Einwohner sorgen gemeinsam mit der Unterstützung durch das Programm „Ökologische Bausteine Europas“ und der Deutschen Lufthansa für sanften Tourismus. Die Hotels werden möglichst umweltfreundlich geführt und in den umliegenden Restaurants wird auf lokale und saisonale Lebensmittel gesetzt. Die Insel schützt außerdem die seltenen Mönchsrobben. Es wurde eine Schutzzone um die Insel eingerichtet, die größeren Fangbooten verbietet, dort zu fischen. Nur einheimische Fischer dürfen rund um die Insel auf Fischfang gehen. Die Maßnahme schützt sowohl die Unterwasserwelt, als auch die lokale Wirtschaft.
Messenien
Das Costa Navarino Resort in Messenien, Peloponnes, wurde 2017 als der nachhaltigste Tourismus-Ort europaweit ausgezeichnet. Das Resort vereint Luxus und Nachhaltigkeit und versucht die natürliche Umwelt und die Region zu schützen. Das Resort verfügt über eine der größten Photovoltaik-Anlagen in Griechenland und ein integriertes Abfallmanagement. In einer Aktion pflanzte das Unternehmen 6.500 Olivenbäume und baute zwei Wasserreservoirs für die Bewässerung der Region. Gemeinsam mit der Akademie von Athen, der Universität von Stockholm und anderen NGOs wurde das interaktive Umweltzentrum „Navarino Nature Hall“ ins Leben gerufen, das Besucher über die Flora und Fauna der Umgebung informiert. Das Essen für die Gäste des Resorts wird von örtlichen Nahrungsmittelbetrieben bezogen. Auch bei der Architektur des Resorts wurde darauf geachtet, dass sich die Gebäude in die Landschaft einpassen.
Tipps für einen nachhaltigen Urlaub in Griechenland
Neben den Maßnahmen, die Griechenland selber ergreift, gibt es noch zahlreiche Dinge, die Ihr selbst während Eures Urlaubs beachten könnt, um Euch als Sanften Touristen bezeichnen zu dürfen. Neben alltäglichen Dingen, wie das Licht aus machen beim Verlassen eines Raums, gibt es noch viel mehr. Was genau Ihr tun könnt, habe ich Euch hier einmal aufgelistet:
- Anreise mit dem Auto: Auch wenn man es bei der weiten Strecke kaum glauben mag, aber die Anreise mit dem Auto stößt gerade einmal die Hälfte an CO2-Emissionen aus, wie die Anreise mit dem Flugzeug. Richtig an Emissionen sparen könnt Ihr, wenn Ihr nicht alleine im Auto sitzt und noch jemanden mitnehmt.
- Klimaausgleich: Alle, denen die Anreise mit dem Auto doch zu lange dauert, können zum Beispiel bei atmosfair.de einen Klimaausgleich bezahlen. Für einen Flug von Frankfurt nach Athen wäre das ein Betrag von circa zehn Euro.
- Neben- statt Hauptsaison: Am größten ist der Andrang in der Hauptsaison von Juni bis August. Die Hauptsaison soll die nächsten Jahre mehr ausgedehnt und in den Frühlings- und Herbstmonaten attraktiver werden. Ein Urlaub in der Nebensaison ermöglicht Euch, beliebte Sehenswürdigkeiten ohne Menschenmassen anschauen zu können und zudem kurbelt Ihr die lokale Wirtschaft an. Viele Restaurants schließen nämlich normalerweise in der Nebensaison, da sich das Geschäft nicht rentiert. Das ist alles andere als eine nachhaltige Nutzung.
- Unterkünfte: Achtet bei Eurer Wahl auf nachhaltige, umweltfreundliche Hotels, die mit einem Zertifikat ausgezeichnet sind. Private Ferienhäuser sind auch optimal und nachhaltiger, als die riesigen Hotelbauten.
- Lebensmittel: Am besten konsumiert Ihr lokale, saisonale Lebensmittel mit Bio-Qualität und ohne Plastikverpackung. Die schmecken nicht nur besser, sondern haben auch keinen langen Transportweg, auf dem CO2 ausgestoßen wird, hinter sich.