Habt Ihr schon Mal vom Böhmischen Bäderdreieck gehört? Zu diesem Gebiet, das im Westen Tschechiens liegt, zählen die drei Kurorte Karlsbad, Franzensbad und Marienbad. Beliebt ist das Bäderdreieck in erster Linie aufgrund seiner zahlreichen Quellen, die dort in tausenden Metern Tiefe entspringen. Vor allem Kurbesucher nutzen die heilende Wirkung des Wassers um bestehende Beschwerden zu lindern. Doch auch der Öffentlichkeit stehen die meisten Quellen frei zur Verfügung und sind somit eine echte Attraktion für Besucher. Einen Großteil der Quellen findet Ihr übrigens im Inneren sogenannter Kolonnaden. Darunter versteht man langgestreckte Säulengänge, die, im Gegensatz zur Arkade, nicht mit Rundbögen ausgestattet sind, sondern ein gerades Gebälk aufweisen.
Möchtet Ihr das Quellwasser probieren, könnt Ihr Euch vor Ort eine Schnabeltasse kaufen und den verschiedenen Quellen und Kolonnaden einen Besuch abstatten. Doch das Bäderdreieck ist nicht nur aufgrund seiner beeindruckender Brunnen einen Urlaub wert. Die Region lädt gleichzeitig dazu einen, den Aufenthalt mit einem Aktivurlaub zu verknüpfen. Schlendert durch die Innenstädte, entdeckt die verschiedenen Quellwässer, macht Euch auf den Weg zu Wander- und Fahrradrouten oder betätigt Euch sportlich auf den Tennis-und Golfplätzen. Mit meinen Tipps für einen Besuch des Böhmischen Bäderdreiecks bekommt Ihr erste Anregungen für Euren nächsten Urlaub in der tschechischen Region.
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Anreise
Da das Böhmische Bäderdreieck nicht weit von der Österreichischen Grenze entfernt liegt, empfehle ich Euch, mit dem Auto anzureisen. Wien befindet sich beispielsweise 500 Kilometer von Marienbad und 540 Kilometer von Franzensbad entfernt. Beachtet bei Eurer Einreise, dass Ihr für den Aufenthalt in Tschechien eine gültige Autobahnvignette an der Frontscheibe mitführen müsst. Diese bekommt Ihr an vielen Autobahnhöfen und Raststätten. Eine Alternative bietet Euch die Anreise mit dem Zug. Falls Ihr aus dem Süden oder Westen Österreichs anreist, könnt Ihr das Bäderdreieck auch mit dem Flugzeug ansteuern. Allerdings müsst Ihr hierfür den Flughafen in Prag anfliegen. Von dort sind es etwa 170 Kilometer bis nach Franzensbad und Marienbad und 120 Kilometer bis nach Karlsbad. Die Strecke zwischen Prag und den einzelnen Kurorten könnt Ihr dann mit der Bahn zurücklegen. Für günstige Flüge von österreichischen Abflughäfen nach Prag empfehle ich Euch Skyscanner.
Karlsbad
Karlsbad liegt mit rund 50.000 Einwohnern im Egertal im Westen Tschechiens. Neben den beiden Flüssen Teplá und Eger verfügt der Kurort über zahlreiche Heilquellen, die zu verschiedenen Behandlungszwecken genutzt werden. Darüber hinaus findet Ihr in Karlsbad auch einige sehenswerte Bauwerke wie beispielsweise die Marien-Magdalenenkirche oder die russisch-orthodoxe Kirche St. Peter und Paul. Obwohl Karlsbad bzw. Karlovy Vary bereits im 14. Jahrhundert gegründet wurde, könnt Ihr heute nur noch vereinzelte Gebäude aus dieser Zeit bewundern. Aufgrund zahlreicher Großbrände und Überflutungen mussten die meisten Häuser wieder aufgebaut werden und stammen heute aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Kolonnaden und Quellen
Karlsbad verfügt über zahlreiche historische Kureinrichtungen, die auch heute noch sehr gut erhalten sind. Insgesamt befinden sich im Kurgebiet 15 Quellen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind und in den verschiedenen Kolonnaden der Stadt entspringen. Die Karlsbader Kolonnaden verfügen über Heilbrunnen, die eine Temperatur von mehr als 60 Grad erreichen können. In den Kureinrichtungen kommen die Quellen zu unterschiedlichen Zwecken zum Einsatz. Einerseits werden die Heilquellen zur Behandlung von Erkrankungen des Verdauungssystems genutzt, andererseits kann auch ein positiver Effekt auf Stoffwechselstörungen oder Paradentose erreicht werden. Die Quellen, die sich bis zu 2.500 Meter unter der Erdoberfläche bilden, sind frei zugänglich. Deshalb gebe ich Euch den Tipp, den warmen Heilwässern einen Besuch abzustatten.
- Sprudelkolonnade: Die Sprudelkolonnade stammt aus dem Jahr 1975 und liegt am linken Ufer der Templá. Hier findet Ihr die bekannteste Karlsbader Quelle, den sogenannten Sprudel bzw. Vřídlo. Der Geysir der Quelle schießt bis zu 12 Meter in die Höhe und ist aufgrund seiner enormen Temperatur von 72 Grad zu heiß für Kurbehandlungen. Deshalb wird das Wasser vor der Anwendung runtergekühlt und anschließend in die Kurhäuser geleitet. Die Fassade der Sprudelkolonnade wurde übrigens in einem modernen Baustil mit verglasten Fassaden errichtet.
- Marktkolonnade: Zwischen 1882 und 1883 wurde die Marktkolonnade errichtet, die im Schweizer Stil im historischen Zentrum von Karlsbad konstruiert wurde. Die Kolonnade ist bekannt für ihre verzierte Holzverkleidung, die von den Architekten Fellner und Helmer konstruiert wurde. Die Marktkolonnade verfügt über drei Mineralquellen: die Marktquelle, der Untere Schlossbrunnen und die Quelle Karls IV.
- Schlosskolonnade: Zwar ist das im Jugendstil errichtete Schlossbad für die Öffentlichkeit unzugänglich, den Pavillon mit der Quelle des Oberen Schlossbrunnens könnt Ihr aber durchaus besichtigen. Die zweite Quelle, die hier entspringt, ist der Untere Schlossbrunnen. Dieser wurde aber, wie Ihr bereits erfahren habt, zu Marktkolonnade umgeleitet.
- Gartenkolonnade: Die Gartenkolonnade gehörte ursprünglich zur ehemaligen Konzert- und Restauranthalle des Blansko-Pavillons. Die gusseiserne Kolonnade befindet sich im absoluten Kurzentrum der Stadt. In Inneren der Kolonnade könnt Ihr die Schlangenquelle bestaunen.
- Pavillon der Freiheitsquelle: Wie der Name schon verrät, handelt es sich beim Pavillon der Freiheitsquelle um einen achteckigen, hölzernen Pavillon, der auf Säulen errichtet wurde. Hier findet Ihr die Freiheitsquelle, die sich zwischen der Mühlkolonnade und Bad III befindet.
- Alois-Klein Pavillon: Ebenfalls in einem Pavillon sprudelt die Stephanie-Quelle, die zu den kältesten Mineralquellen in Karlsbad zählt. Der Alois-Klein Pavillon befindet sich am südlichen Rand der Stadt vor dem Parkhotel Richmond.
- Mühlbrunnenkolonnade: Die Mühlbrunnenkolonnade wurde zwischen 1871 und 1881 unter der Planung des Architekten Josep Zítek erbaut. Im Inneren der steinernen Neorenaissance-Kolonnade findet Ihr gleich fünf Mineralquellen: der Mühlbrunnen, die Libussa-Quelle, die Rusalka-Quelle, die Fürt-Wenzel-Quelle und die Felsenquelle. Die Kolonnade liegt am linken Ufer der Teplá und ist die größte Karlsbader Kolonnade. Charakteristisch für das Gebäude sind die zwölf allegorischen Sandsteinstatuen, von denen jede für einen Monat des Jahres steht.
Aktivitäten
In Karlsbad sind allein die schönen Fassaden der Häuser, die Großteils im Jugendstil errichtet wurden, schon eine echte Attraktion. Aber auch abseits der Quellen gibt es einige Attraktionen und Aktivitäten, die Ihr in der Stadt und Umgebung besichtigen und unternehmen könnt. Die Weihnachtsfans unter Euch können zum Beispiel das Weihnachtshaus besuchen, das im Karlsbader Schlösschen Doubí untergebracht ist. Hier könnt Ihr das ganze Jahr über im Duft von Glühwein und Plätzchen schwelgen und Euch gleichzeitig Inspirationen für Eure Dekoration des Weihnachtsbaums holen. Wenn Ihr Euch für die Geschichte des Kurortes interessiert, empfehle ich Euch einen Besuch im Karlovy Vary Museum. Hier findet Ihr auch nähere Informationen zum Sprudel oder der Entwicklung der Stadt. Wer sich gerne sportlich betätigen möchte, kann das Sportgelände Rolava aufsuchen. Dort gibt es nicht nur Tennisplätze, sondern auch eine Inline-Skating-Bahn und eine Kletterwand. Ein Tipp für Likör-Liebhaber: Besucht das Jan Becher Museum und erfahrt alles rund um den böhmischen Kräuterlikör.
Franzensbad
Franzensbad ist mit rund 5.500 Einwohnern deutlich kleiner als Karlsbad und liegt östlich des Kammerwaldes. Seit 1922 gehört das historische Stadtzentrum zum städtischen Denkmalschutzgebiet. Eine entscheidende Rolle bei der Anlegung des Kurbads spielte der Habsburger Kaiser Franz II, nachdem auch die bekannteste Heilquelle der Stadt benannt wurde. Zahlreiche Kuranlagen befinden sich rund um den Stadtpark. Zusätzlich wurden auch am Platz Náměsti Míru einige Badehäuser erbaut. Neben zahlreichen Heil-und Kureinrichtungen verfügt Franzensbad über prachtvolle Grünanlagen zur Naherholung. Auf Tschechisch ist der Name der Stadt übrigens Františkovy Lázně.
Heilquellen
Von insgesamt 24 Quellen kommen in Franzensbad heute noch 12 für den Kurbetrieb zum Einsatz. Dabei handelt es sich bei allen Quellen um alkalische Glaubersalzsäuerlinge. Die Quellen in Franzensbad sind mit einer Durchschnittstemperatur von 11 Grad deutlich kälter als die Quellwasser in Karlsbad. Beliebt sind hier übrigens auch das schwefel- und eisenhaltige Moor und die Gasquellen, die im Rahmen verschiedener Behandlungen verwendet werden. Die folgende Übersicht stellt Euch eine Auswahl der heilenden Quellen, die Ihr in Franzensbad finden werdet, vor.
- Adlerquelle: Diese Quelle wurde nach dem Arzt und Gründer des Kurorts Dr. Bernhard Adler benannt und befindet sich vor der Salz- und Wiesenkolonnade. Die Adlerquelle wird vor allem für Kurbäder genutzt.
- Franzensquelle: Diese Franzensbader Quelle ist die älteste Quelle der Stadt und wurde bereits im 14. Jahrhundert entdeckt. Der Name dieser Quelle stammt übrigens vom österreichen Kaiser Franz I.
- Wiesenquelle: Wenn Ihr das Wasser eines Brunnens probieren möchtet, solltet Ihr der Wiesenquelle einen Besuch abstatten. Das Wasser dieser Quelle, die sich in der Kolonnade der Salz- und Wiesenquelle befindet, soll besonders gut schmecken.
- Sonnenquelle: Als leicht abführend gilt die Sonnenquelle, die Ihr in der Nähe des Schwanensees findet.
- Sophienquelle: Eine heilende Wirkung auf Nieren und Harnblase hat das Wasser der Sophienquelle. Sie befindet sich hinter der Kolonnade der Nataliequelle. Die Nataliequelle entspringt in der gleichnamigen Kolonnade.
Aktivitäten
Auch Euren Besuch in Franzensbad könnt Ihr mit einem Aktivurlaub verbinden, denn auch dieser Teil des Bäderdreiecks lädt dazu ein, die zahlreichen Wander- und Radwege für einen Ausflug zu nutzen. Sucht Ihr eine Wanderroute, könnt Ihr beispielsweise die sogenannten Herzrouten ablaufen. Hier findet Ihr an verschiedenen Stellen farbige Herzen, die die Strecke markieren. Folgt Ihr zum Beispiel den orangefarbenen Markierungen, lauft Ihr eine Runde von 2,3 Kilometern ab, die grüne Route dagegen misst 4,5 Kilometer. Alternativ könnt Ihr auch einem der Lehrpfade folgen, auf denen Ihr, je nach Route, interessante Informationen zu verschiedenen Themenbereichen bekommt. Wandert Ihr über den Lehrpfad „Marienbad“, erfahrt Ihr beispielsweise Hintergründe zu Geologie und Geobotanik des Kaiserwaldes. Oder Ihr lauft den Lehrpfad „Umgebung der Burg Seeberg“ ab und entdeckt die Flora und Fauna rund um das historische Gebäude. Möchtet Ihr dagegen die regionale Kultur erleben, könnt Ihr das Franzensbader Theater Božena-Němcová besuchen. Hier werden nicht nur Schauspielvorstellungen und Musikproduktionen auf tschechisch aufgeführt, sondern häufig auch in die deutsche Sprache übersetzt. Besucht Ihr die Region in den Wintermonaten, könnt Ihr außerdem eines der umliegenden Skigebiete aufsuchen. In Waldsassen-Schlopach zum Beispiel gibt es eine rote Piste und eine blaue Kinderpiste, die besonders für Anfänger geeignet sind.
Marienbad
Marienbad gehört mit 13.600 Einwohnern zum Bezirk Eder. Bereits im Mittelalter wurde dort die heilende Wirkung der Quellen erforscht. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde daraufhin das erste Kurhaus in Marienbad erbaut und im Jahr 1818 wurde die Stadt dann als öffentlicher Kurort ausgerufen. Zu den Sehenswürdigkeiten des Kurortes gehört zum Beispiel die Singende Fontäne, ein Springbrunnen, der ab 7 Uhr zu jeder ungeraden Stunde ein Musikstück mit passenden Farbeffekten spielt. In Marienbad könnt Ihr mit der Hauptkolonnade oder Maxim Gorki Kolonnade außerdem durch die längste Kolonnade Tschechiens flanieren. Eine tolle Aussicht bietet euch der Hamelika Aussichtsturm.
Wichtige Quellen
In Marienbad entspringen 40 Mineralquellen, denen Ihr auf Eurem Besuch in Marienbad einen Besuch abstatten könnt. Auch hierbei handelt es sich um kalte Quellen, die mit einer Temperatur zwischen sieben und zehn Grad aus der Erde austreten. Eine Auswahl der wichtigsten Brunnen habe ich Euch im Folgenden zusammengefasst.
- Kreuzquelle: Bei der Kreuzquelle handelt es sich um eine salzige Quelle, einen sogenannten Sauerbrunnen. Ihren Namen erlangte die Quelle durch ein Kreuz, das der Apotheker Damian Schulz 1749 in der Nähe errichtete. Die Kreuzquelle findet Ihr im Pavillon auf der Kolonnade.
- Waldquelle: Frei zugänglich ist auch die Waldquelle im Park hinter dem Theater, die sich in einem Pavillon unter dem Třebízský-Bach befindet. Das Wasser der Quelle wird vor allem bei Erkrankungen der Atemwege verwendet.
- Ferdinandquelle: Die Ferdinandquelle befindet sich auf der Kolonnade der Ferdinandquelle in Usovice. Charakteristisch ist der stark salzige Geschmack, der dazu führt, dass diese Quelle nur nach Absprache mit einem Arzt als Trinkkur verwendet werden darf. Achtung: Zwischen Oktober und April könnt Ihr die Ferdinandquelle nicht besuchen.
- Karolinaquelle: Die Karolinaquelle ist vor allem für ihren hohen Magnesiumgehalt bekannt. Sie liegt in den Pavillons der Karolinaquelle und Kreuzquelle auf den Kolonnaden.
- Marienquelle: Die Marienquelle findet Ihr zwischen den beiden Hotel Maria Spa und Zentral Bad. Leider ist diese Quelle jedoch nicht frei zugänglich.
- Ambrosiusquelle: Im Park unter dem Centrální Lázně könnt Ihr die Ambrosiusquelle bestaunen, die grundsätzlich frei zugänglich ist. Lediglich in der Wintersaison von Oktober bis April ist der Zugang gesperrt.
Aktivitäten
Möchtet Ihr Euren Aufenthalt in Marienbad aktiv verbringen, habt Ihr die Möglichkeit, den Bikepark Mariánky zu besuchen. Hier findet Ihr drei Abfahrtsstrecken verschiedener Schwierigkeitsstufen. In Marienbad gibt es außerdem zahlreiche Schwimmhallen und Freibäder, in denen Ihr in den Sommermonaten relaxen könnt. In diesem Teil des Bäderdreiecks befindet sich übrigens einer der ältesten Golfplätze Tschechiens, der zum Royal Golf Club Marienbad gehört. Diesen 18-Loch-Golfplatz findet Ihr am Fuße des Kaiserwaldes. Aufgrund seiner Lage ist der Platz größtenteils von Nadelwäldern umschlossen. In Marienbad könnt außerdem Trainingsstunden im Reiten nehmen oder Ihr übt Euch im Bogenschießen. Ein etwas außergewöhnliches Erlebnis stellt die Fahrt mit einem Roller dar. Dazu fahrt Ihr mit der Seilbahn auf den Gipfel Rübezahl, bzw. Krakonoš, und leiht Euch an der Bergstationen einen Roller. Von dort könnt Ihr den ausgeschilderten Wegen folgen, die Euch durch den Wald führen. Außerdem gibt es auch hier verschiedene Wanderrouten, die Euch zu Sehenswürdigkeiten der Region bringen. Folgt Ihr beispielsweise der Route zum Schloss Königswarth, könnt Ihr das beeindruckende Gebäude besichtigen. Oder Ihr wandert auf der Metternich-Route und entdeckt die verschiedenen Quellen, die sich in den tiefen Wäldern verstecken.
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