Im heutigen Zeitalter der Digitalisierung und „Sharing-Economy“ verändert sich auch die Wohnkultur zunehmend. Der Trend geht weg von isolierten Räumen und großen Wohnungen, hin zu gemeinschaftlich nutzbaren Wohnbereichen, die für ein aktives Miteinander sorgen. Wie sich der Trend des „Collaborative Living“ auf dem Wohnungs- und Hotelmarkt auswirkt und wie Ihr bereits Teil der neuen Wohnkultur sein könnt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Collaborative Living Gemeinschaft

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Der Ursprung des „Collaborative Living“

Wer hätte zu dem Zeitpunkt, als man das erste Mal in seinem Leben eine Facebook-Nachricht verschickt hat, gedacht, dass man sich irgendwann mit wildfremden Menschen eine Küche teilt? Wahrscheinlich niemand. Doch wie ist es dazu gekommen und was können die sozialen Netzwerke dafür? Fangen wir doch mal beim Ursprung des Trends „Collaborative Living“ an. Mit dem Web 2.0 und der zunehmenden Digitalisierung hat das Teilen von Informationen, Bildern, Links, Memes und vieles mehr massiv zugenommen. Und hier haben wir auch schon unser Keyword, welches unser heutiges Gesellschaftsmodell beschreibt: „Teilen“, beziehungsweise „Sharing“. Auf Instagram werden Fotos geteilt, in Facebook teilt man seine Meinung, bei Car2Go ein Auto und bei AirBnB sogar eine ganze Wohnung. Sharing-Geschäftsmodelle sind zu einer erfolgreichen Funktionsweise eines Unternehmens geworden und erwirtschaften mittlerweile hohe Gewinne.

Die sogenannte „Generation Z“, die Nachfolger der Millennials, wachsen bereits mit einem veränderten Wertesystem auf, in dem ein starker Gemeinschaftssinn, der schonende Umgang mit Ressourcen und die Sharing-Economy eine wichtige Rolle spielen. Diese Generation sucht irgendwann nach Wohnraum, der ihren Bedürfnissen entspricht. „Collaborative Living“ ist der Meinung von Zukunftsforschern nach ein zukunftsorientiertes Konzept, das in den nächsten 20 Jahren großen Einfluss auf den Wohnungs- und Hotelbau haben wird.

Was ist „Collaborative Living“?

Collaborative Living Mitbewohner

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Verfügbarkeit und Zugang zeichnen den Shareness-Trend aus, was sich mittlerweile auch auf die Wohnvorstellungen vieler Personen übertragen hat. Zukunftsforscher sind der Meinung, dass Räumlichkeiten, die nicht mehr gebraucht werden, bald aus unseren Wohnungen verschwinden werden. Das hieße beispielsweise, wer alleine wohnt und nie für sich kocht, der braucht auch keine Küche mehr. Sollte diese alleinwohnende Person doch mal Besuch haben und ihre Gäste kulinarisch verwöhnen wollen, dann kann sie sich einfach eine Küche für diesen Abend anmieten. Die zukunftsorientierte Wohnkultur verliert aber deshalb nicht an Wohnqualität, sondern formt damit ein neues Lebenskonzept mit Fokus auf Interaktion und Gemeinschaft.

Heute ist es laut Studien von Zukunftsforschern nicht mehr so wichtig, wie groß eine Wohnung ist oder wie gut sie ausgestattet ist. Viel mehr geht es heute darum, welche zusätzlichen Nutzungsfunktionen eine Wohnung bietet und welche flexiblen Wohnmöglichkeiten innerhalb von Häusern und Quartieren bestehen. Mit der Idee des „Co-Living“ sollen also Lebensräume entstehen, die für viele Menschen mit unterschiedlichen Lebensstilen kompatibel sind. Intime Bereiche sollen dabei nicht wegfallen, sondern sich lediglich auf ein Minimum beschränken. Gemeinsame Räume wie die Küche, der Arbeitsbereich, das Wohnzimmer oder der Garten können dann je nach Bedarf genutzt und „geshared“ werden. Besitz rückt in den Hintergrund und Teilen in den Vordergrund.

Beispiele von „Collaborative Living“

Collaborative Living Wohnzimmer

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Beispiele für die Umsetzung der Idee des „Collaborative Living“ gibt es bereits. Der Trend der Tiny Houses und der Wohncontainer (vor allem in den USA) weisen bereits in die Richtung des „Collaborative Living“. Vorreiter-Destinationen für Co-Living-Projekte sind überwiegend Städte, in denen der Platz für Wohnraum oft sehr beschränkt ist, darunter New York, Tokio, London und sogar Frankfurt. Vor allem Japaner sind Meister darin, viel Raum auf wenig Fläche zu erzeugen, doch gerade deshalb sind die experimentellen neuen Wohnformen aktuell voll im Trend. Nicht nur bei der Planung zukünftiger Wohngebäude wird auf gemeinschaftlich genutzte Räume und zuschaltbare Bereiche Wert gelegt, auch bei der Konzeption neuer Hotels spielt das kollaborative Leben eine wichtige Rolle. Hier ein paar Hotelbeispiele, in denen das Co-Living-Konzept bereits Einzug gefunden hat:

  • Ollie Coliving in New York & Pittburg (bald: Los Angeles & Boston): Voll bezugsfertige Wohnräume mit hotelähnlichen Dienstleistungen und integrierter Gemeinschaft.
  • Le Flair in Düsseldorf: Neues Gemeinschaftskonzept, welches Bewohnern Gästewohnungen anbietet, die von allen gleichermaßen benutzt werden können.
  • Moriyama House in Tokio: Wohnprojekt mit gemeinschaftlich genutzten Bewegungsräumen und kleine individuelle Rückzugsräumen.
  • Lindley Hotel in Frankfurt: Vollausgestattete Hotelzimmer, die nur für eine Nacht oder auf Dauer gemietet werden können sowie zahlreiche Gemeinschaftsräume.
  • The Collective Gebäude: old oak (London), canary wharf (London) & paper factory (New York): Wohnkonzept für Kurz- und Langzeitaufenthalte mit Gemeinschaftsräumen, Kulturprogramm und hotelähnlichen Dienstleistungen.

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